Der Magier mag Teamgeist

Das Porträt: Dejan Petrov : Der Magier mag Teamgeist

Dejan Petrov, Trainer der Adler Bottrop-Basketballer beschwört den Teamgeist. Foto: Birgit Schweizer / WAZ FotoPool

Bottrop. Er kommt drei Minuten zu spät zum verabredeten Termin und entschuldigt sich schon auf dem Bürgersteig. „Ich musste noch ein paar Spieler zum Training abholen, und die Straßen waren nicht überall frei. Sorry!“

Dejan Petrov, der die Basketballer der DJK Adler 07 Bottrop in der laufenden Oberligasaison mit sechs überwältigenden Siegen an die Tabellenspitze katapultierte, hat ein einnehmendes Wesen. Sein bestes Werkzeug ist die Sprache, permanente Kommunikation. Er redet fast beschwörend auf seine Spieler ein, lenkt das Training mit höchster Konzentration, ja fast mit Akribie. Und wenn er sagt „Ich bin ein Teamplayer“, dann darf man getrost ungläubig staunen. Aber Petrov legt sofort nach: „Wenn mir so routinierte Spieler wie Jan Giebelstein, Daniel Kehl oder Sebastian Kuhlmann, die auch schon höherklassig gespielt haben, etwas sagen oder mir einen Hinweis geben, dann wäre ich doch blöd, das nicht anzunehmen. Das zeigt mir doch, dass sie mit jeder Faser dabei sind, mitmachen und mitdenken. Was will ich als Trainer denn mehr?“

In der kleinen Halle West am Windmühlenweg (Petrov: „Das ist unser größtes Problem“) geht es lebhaft zu. Christian Fockenberg oder Michael Höwer, Kenneth Petrov (der Sohn des Trainer) oder Matthias Blanke, Daniel Kehl oder Martin Edward zelebrieren mit dem Ball ein Warm up, das von ständigen Wortwechseln und kleinen Debatten unterlegt ist. „Das ist bei uns so“, erklärt Petrov das eher lockere und gesprächige Aufwärmen. „Das ist unsere spezielle Atmosphäre. Hier geht es anfangs ein bisschen entspannt zu, aber wenn die Jungs sich konzentrieren, sich auch konzentrieren sollen, dann weht ein anderer Wind.“

Irgendwo und irgendwie muss die seit Saisonbeginn anhaltende Erfolgsserie ja begründet sein. Petrov nennt das Mannschaftsklima, den Teamgeist und verweist auf große Qualität in seinem Kader. „Ich habe hier 14 Spieler, fünf sind neu, und alle passe zusammen. Wer sich hier integrieren will, der muss nicht nur gut sein, er muss auch besser sein als der Spieler, den er verdrängen will.“ Das fällt in einer Mannschaft, die sooo schlecht nicht war, schwer. Aber mittlerweile passt Alt und Neu zusammen, und zwischendurch weist der eine oder andere der bisherigen Spieler den Trainer darauf hin, „dass wir an diesem Neuen nicht mehr vorbeikommen.“

Klare Ansage. Mimosen, Egoisten oder Stinkstiefel haben hier keinen Platz. Die gemeinsamen Ziele und Erfolge schweißen zusammen. „Wir können mittlerweile nicht nur vom Aufstieg träumen oder hinter verschlossenen Türen darüber reden, sondern wir sagen klipp und klar, dass wir in die 2. Regionalliga wollen. Alles andere wäre Quatsch. Wir haben sechs Spiele klar gewonnen, mit 16 Punkten Vorsprung holten wie den knappsten Sieg. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison glaube ich, dass wir uns nur selbst schlagen können.“ Dejan Petrov geht also in die Offensive und baut auf eine Mannschaft, die ihm immer größere personelle Alternativen bietet.

„Hast du zwei Center, musst du damit klarkommen. Hast du vier, geht es dir richtig gut. Mit unserer Spielweise verschaffen wir uns auf dem Feld Raum, die Jungs haben immer gute Ideen, und sie denken nicht an sich selbst, sondern sehen den besser postierten Nebenspieler. Ich sage immer, wir sind eine gut funktionierende Familie. Auf dem Feld und neben dem Feld.“

Der Magier hat gesprochen. Wohl wahr, Dejan Petrov mag Worte und: Teamgeist!

Bottrop, 19.11.2010, Klaus Offergeld